Ich schwimme

Eine junge Frau sitzt in der Mitte des Raumes, in einem Glasbecken, das mit Wasser gefüllt ist. Neben ihr ein Mann mittleren Alters im Anzug, auf einem Plastikklappstuhl, raucht.

Sophie: Ich schwimme, weißt Du? Ich bin immer schon geschwommen. Im gläsernen Freibad, ewiger Winter. Es ist gefährlich, man stirbt schnell. Aber wer im Sturm geboren wurde, der schwimmt, der Ruhe wegen.
Yasha: Ruhig warst Du nie. Sophie, Du warst laut und lebendig. Du hast Dich verschwendet, zelebriert, jeden Funken, jede Idee. Furchtlos.
Sophie (in Gedanken): Ich war jung.
Yasha: Du bist nie wirklich jung gewesen. Und trotzdem, heute noch bist Du keine zwanzig.
Sophie: Ich hatte Angst. Vor Dir, aber vor allem vor dem Monster mit den Krallen in mir drin. Ich habe immer noch Angst, dass Du wieder real wirst. So tust Du mir gut, beizeiten. Du verfälschte Erinnerung, geraucht hast Du nie. Du warst immer schön. Ich war wund. Und krank innen drin.
Yasha: Du sprichst, als wäre es Schicksal gewesen. Aber Du hattest mich gewählt.
Sophie: Ich war jung, Yasha. Ich war 17, als das begann mit uns.
Yasha: Noch heute bist Du keine Zwanzig.
Sophie: Bald aber. Die Zeit vergeht, die Kälte kommt. Du hast mir die Dinge nie geglaubt, nun sind wir Getrennte. Es bleibt eine Erinnerung an Dich, ein Bild, auf dem Du rauchst. Du hättest nie geraucht, Yasha. Du hast es gehasst, dass Samu raucht.
Yasha: Was willst Du mit mir, dieser erbleichenden Erinnerung?
Sophie: Es ist noch immer nicht erzählt. Jeder hat doch seine Geschichte, manche wollen erzählt werden. Ich hatte nie die rechten Worte für Dich. Nun sind wir Getrennte und wenn nicht Dir, dann doch einer Erinnerung an Dich, wenigstens. Ich breche alles. Alles will ich erzählen. Ich habe doch ein Recht auf diese, auf meine Geschichte. Die hier angefangen hat und enden wird. Am reißenden Rhein, den drei große Brücken überspannen. Es ist eine Stadt, die gefangen hält. Eine Heimat ohne Alternative.
Yasha: Als Du 17 warst..
Sophie: Mit 17 kann man nicht ernsthaft sein. Lass uns an einem anderen Punkt beginnen. Lass uns mit 18 beginnen. Mit einer Nacht und Drogen.
Yasha: Drogen…Soso.
Sophie: Zu vielen Drogen.

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