Feind zhe Mörderer

Torschdn, Sarah, Erik und Marlene sitzen gemeinsam um einen großen Tisch beisammen. Sie tragen gewöhnliche Kleidung (Jeans, T-Shirt, …) Auf dem Tisch liegen verschiedene Zettel, Zeitungen und Stifte. Am Ende des Tisches ist für alle sichtbar eine leere White-Board-Tafel platziert.

Torschdn: Der Chrischdian isch’s ned gwesa.
Sarah: Der Richter glaubt aber, dass er es war.

Torschdn verzieht beleidigt das Gesicht.

Marlene: Also die Polizei sagt, dass er kein Alibi hat, also muss es doch stimmen…
Erik (zu Torsten): Warum glaubst du nicht, dass es Christian war?
Torschdn (zuckt mit den Achseln): Ja, der siehd so nedd aus. Der dud do keinem was.
Außerdem hedd er do gsagd, dess er’s ned war.
Marlen:e Hätt ich auch, wenn ich meine Frau umgebracht hätte.
Torschdn (verwundert): Du bisch verheiraded?

Marlene schüttelt den Kopf und trinkt einen Schluck Wasser.

Sarah: Also, was machen wir jetzt? Konzentrieren wir uns auf Christian oder schauen
wir, ob es noch jemand anders gewesen sein könnte?

Erik geht zu der Tafel. Während er spricht, schreibt er mit.

Erik: Also wir wissen von der Pathologie, dass Susanne am 13.05.2021 um 23.30 Uhr
durch einen Schlag auf den Hinterkopf getötet wurde. Die Waffe ist mindestens
einen Meter lang. Wir wissen weder was sie an dem Tag gemacht hat noch wer
ihr Mörder ist, nur, dass ihre letzte Mahlzeit Spagetthi Bolognese war und sie
als Journalistin gearbeitet hat. Christian ist Gärtner.
Marlene: Dann ist die Mordwaffe ein Gartenwerkzeug?
Torschdn (wird laut, beleidigt): Der Chrischdian isch’s ned gwesa.
Sarah (schnippisch): Wer war’s dann?
Torschdn: Also I fand ja diesa, diesa Dedekdiv Wagnr vo Anfang an verdächdich…
Erik (schlägt mit der Hand gegen die Tafel): Das sind wir, Torschdn. Kapier’s doch!
Torschdn (durcheinander): Mir sind der? Abr des isch do bloß einr…

Marlene wirft ihm ein kleines Heftchen vom Tisch zu.

Marlene: Da, dann ließ es halt selber!
Torschdn langsam und betont):Feind zhe Mörderer. Schbielanleidung… (Torschdn vertieft
sich in die Lektüre)
Erik: Leute, ich glaub, Christian war es echt nicht… Ich meine das ist doch zu einfach.
Außerdem haben wir erst zwei von zwölf Umschlägen aufgemacht.
Sarah (entgeistert): Was erst zwei!? Wir spielen schon seit zwei Stunden!
Torschdn: Also da schdehd, dass des Schbil ungefähr drei Schdunda dauern soll…
Marlene: Ich würde sagen, Torschdn spielt nicht mehr mit. Wir sind bestimmt schneller
wenn nicht immer jemand hinterfragt, was wir schon dreimal besprochen
haben. Das Spiel ist ab zwölf, so kompliziert ist das nicht. Es gibt keine
verdammten Verschwörungstheorien!
Erik (legt ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter): Komm runter, Schatz. Es soll
doch Spaß machen.
Sarah: Mir macht das aber keinen Spaß mehr! Wir sind einfach zu blöd!
Torschdn: Noh macha mir hald morga weidr.
Marlene (müde): Vergiss es! Hanna und ihr Freund machen das heute auch und ich
gehen morgen nicht mit denen Essen und geben zu, dass es uns zu schwer
war.
Torschdn: Abr des isch’s do au.

Sarah öffnet einen der Umschläge auf dem Tisch.

Erik: Was wird das Sarah?
Sarah: Ich mach jetzt den nächsten Hinweis auf. Dann kommen wir vielleicht weiter.
Torschdn (amarmiert): Schdobb, da schdehd, dess man des ned darf (deutet mit dem
Finger auf das Heftchen) Den muss man sich verdiena.

Sarah holt ein Foto raus und hängt es an die Tafel.

Sarah: Erika Hofer, Kollegin. (Sie öffnet die anderen Umschläge und hängt weitere 8
Fotos auf, ein Umschlag bleibt übrig) Friseuse, beste Freundin, Fitnesstrainer,
Ex-Freund, Mutter, Chef, Sohn, Spanischlehrer.

Die anderen starren sie mit weit geöffneten Mündern an.

Marlene: So geht das nicht.
Torschdn: So bdrüga mir doch…
Erik: Echt jetzt?
Sarah (genervt): Mir egal. Jetzt sucht sich jeder zwei Täter aus, der Sohn wars nicht, der
ist drei, und dann schauen wir nach, wer gewonnen hat.
Torschdn: So macht des koin Schbaß.
Sarah (der der letzte Geduldsfaden reißt): Nehmt. Euch. Einfach. Die. Fotos.

Alle nehmen sich Fotos von der Tafel.
Sarah öffnet den letzten Umschlag und liest leise den Brief.

Torschdn: Ja ond wer isch’s jedzd gwesa?

Alle warten gespannt auf Sarah. Die stöhnt laut auf.

Erik: Was ist?

Sarah wirft den Brief auf den Boden und stürmt von der Bühne.
Erik und Marlene sehen ihr nach.
Neugierig hebt Torschdn den Zettel auf.

Marlene (zu Thorschdn): Ja, sag schon.
Torschdn: Ja, also des woiß man ned…
Erik: Wie bitte!?
Torschdn: Da schdehd’s gibd no einen zwoida Deil…

Marlene schlägt sich aufgebracht gegen die Stirn und geht ab. Erik folgt ihr kopfschüttelnd.

Torschdn liest weiter und schaut sich aufgeregt nach den anderen um. Er deutet heftig
auf den Zettel.

Torschdn: Warded mol… (schaut sich weiter um) Der Crischdian isch’s ned gwesa. Der isch
jedzd au dod…

Torschdn zuckt verwirrt mit den Schultern, setzt sich an den Tisch und liest den Brief zu Ende.

Torschdn: Kosch des au alloi schbiela?

Vorhang zu.