Versprich mir, frei zu sein

ER: Wann hast du dich das letzte Mal so richtig frei gefühlt? Die Freiheit richtig gespürt?
SIE: Ich weiß nicht. Vielleicht im Kindergarten, als wir uns die grünen Hänge hinunterkugeln lassen haben oder mit unseren Fingern die Wand bemalt haben.
ER: Schon so lange her.
SIE: Ja.
ER: Warum?
SIE: Ich weiß nicht.
ER: Du kannst ehrlich sein.
SIE: Na gut. Mir ist das passiert, was so Vielen passiert. Ich habe irgendwie verlernt, frei zu sein.
Ich habe mich angepasst, meine Maske aufgesetzt und so getan, als wäre ich perfekt. Ich war
so, wie die Anderen es wollten. So, wie sie mich mochten. So, wie ich es allen Recht gemacht
habe.
ER: Du wolltest perfekt sein und hast dir damit deine Freiheit genommen. Du hast dich nach
Freiheit gesehnt, aber hast es unterdrückt. In Päckchen verpackt und irgendwohin verschickt.
Hauptsache, du siehst es nicht. Hauptsache, du wirst nicht an das erinnert, was dir fehlt und
was du dir wünscht. Hauptsache, du kannst weiterhin deine Maske tragen. Und was hat es dir
gebracht, außer, dass andere dich mögen.
(Tränen rollen ihr über das Gesicht)
SIE: Nichts.
ER: Du hattest nie inneren Frieden.
SIE: Ich weiß. Ich weiß das schon die ganze Zeit. Aber ich kann nicht mehr frei sein. Ich weiß nicht mehr, wie man frei ist. Ich kann es nicht mehr.
ER: Komm, ich zeig dir was.
(Er nimmt sie bei der Hand und sie laufen zu einem hochgelegenen Feld. Von dort betrachten sie einen wunderschönen Sonnenuntergang und man hat einen weiten Blick über ein großes Dorf und viele Berge. Zeit vergeht.)
ER: Das ist Freiheit. Kannst du es spüren? Kannst du die ganze andere Welt, die außerhalb deiner liegt, spüren? Kannst du spüren, dass es noch so viel mehr gibt, dass die Welt riesig ist?
Kannst du spüren, dass es die Welt nicht interessiert, ob du perfekt bist oder nicht? Kannst du
spüren, dass die Freiheit dich ruft?
SIE: Ja, ich spüre es.
ER: Wirklich? Versprich es mir.
SIE: So frei wie jetzt habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
ER: Versprich mir, dass das nicht so bleibt. Versprich mir, dass du jetzt in die Welt hinaus gehst und ihr zeigst, wer du wirklich bist. Versprich mir, dass du deine Maske absetzt und du selbst bist. Sei frei. Du kannst frei sein.
(Sie nimmt ihn in den Arm und sie umarmen sich.)
SIE: Danke. Ich werde es versuchen.
ER: Du wirst es schaffen. Ich bin bei dir.
SIE: Dann versprich mir das auch.
ER: Versprochen.

Kommentare

  1. Von schimpanski am

    wow wunderschön

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