Die Lüge des Spiegels

Mädchen sitzt zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers. Biene fliegt herein.
Biene: “Was machst du denn hier drinnen? Solltest du nicht lieber draußen spielen?”
Mädchen: “Ich kann nicht, denn hier gehöre ich hin. Diese Kammer ist genau wie ich: Klein, schmucklos, verstaubt und leer, bis auf den alten Besen und den Spiegel.”
Biene: “Aha, ein Spiegel! Eines der Täufelswerke, die die Menschen geschaffen haben.”
Mädchen: “Was meinst du?”
Biene: “Steh auf, sie in den Spieel und sag mir, wen du darin siehst.”
Mädchen steht auf und guckt in den Spiegel.
Mädchen: “Ich sehe mich.”
Biene: “Und wie siehst du aus?”
Mädchen: “Das siehst du doch selbst! Klein, dick und hässlich.”
Biene: “Ja, dass mag sein.”
Mädchen sieht die Biene überrascht an.
Biene: “Aaaber, du hast auch seidiges Haar, rosige Wangen und manchmal ein strahlendes Lächeln.”
Mädchen: “Möchtest du mir damit sagen, dass ich nur auf meine guten Seiten achten sollte?”
Biene: “Nein, dass wäre dumm! Du sollst weder auf deine “guten”, noch auf deine “schlechten” Seiten achten.”
Mädchen: “Aber auf was denn sonst?”
Biene: “Na auf dich! Du bestehst aus beidem. Wenn du auf deine Schönheit achtest, bemerkst du, dass du viel mehr wert bist, als du im Moment denkst und wenn du auf deine Makel siehst, weißt du, dass du menschlich bist. Du bist weder mehr, noch weniger Wert als die Menschen da draußen. Ein Spiegel verzerrt dein Aussehen. Der eine Gruppe von Mensch, leider der Größten, zeigt er das, was sie für hässlich erklären. Jemand, der so schlank wie eine Gazelle ist, wird im Spieel zu einem übergewichtigem Nielpferd! Einer kleinen Gruppe von Mensch, zeigt er die schönste Frau, oder den schönsten Mann, die, oder den es auf der Welt gibt. Und nur einer absurd winzigen Mene von euch, zeigt er die Wahrheit. Sieh doch mich an, ich weiß, dass ich klein, pummelig und außerdem auch noch mit einem Stachel bin. Hinzu kommt, dass ich nicht lange lebe und fast mein ganzes Leben nur darin besteht, umherzuhasten. Doch euch geht es doch genauso! Mir fällt auch auf, dass ich schöne Farben habe, und allen in meiner Umgebung helfe. Und was die Kammer angeht, von der du sprachest: Das ist deine Seele. Doch sie kann erstrahlen. Es muss nur entstaubt, estrichen und neu dekoriert werden. Und damit fängst du an, wenn du jetzt raus ehst und dich an der Schönheit der Welt erfreust!”
Mädchen guckt noch einmal in den Spiegel. Dann lächelt sie ihn an und nickt sich selbst freundlich zu. Bedankt sich bei der Biene und geht glücklich hinaus.
Ende

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