Fantasie in schwierigen Zeiten

Mai, 1933.

Ein kleines Dorf umgeben von einem dichten Wald. Ein Junge (etwa 10 Jahre) sitzt versunken in ein dickes Buch auf einer Bank vor einem Haus.

Junge 1: (murmelt die Wörter beim Lesen vor sich hin)

Seine Großmutter setzt sich zu ihm auf die Bank, streicht dem kleinen Jungen durch die Haare. Junge 1 wendet sich genervt von ihr ab und konzentriert sich wieder aufs Lesen.

Seine Mutter tritt ebenfalls aus dem Haus hinzu, eine gefaltete Zeitung in ihren Händen. Ihre Besorgnis ist ihr deutlich anzumerken.

Mutter: Eine Schande, das mit den Büchern! Einfach so auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen…, wenn Richard das nur sehen könnte… (ihre Stimme bricht)

Großmutter (tröstend): Maria, die Zeiten werden sich früher oder später ändern. Und wenn Richard mit seinem neuen Roman aus der Schweiz wieder zu uns kommt,–

–eine Gruppe von Kindern kommt aus dem Wald angelaufen. Aus der Ferne hört man ihr aufgeregtes Rufen, als sie das kleine Feld vor dem Haus überqueren.

Junge 1, Mutter und Großmutter wenden sich in die Richtung der Rufe. Die Mutter weint inzwischen leise.

Die Kinder kommen außer Atem vor dem Haus an.

Mädchen (zur Mutter): Warum weinst du?

Junge 2 (begeistert; bemerkt die Tränen der Mutter nicht): Schnell, die haben drüben eine Bühne aufgebaut! Es gibt wieder ein neues Stück!

Junge 1 scheint interessiert, schließt sein Buch. Die Mutter wischt sich hastig die Tränen weg, bringt sogar ein kleines Lächeln zustande.

Mutter: Also, worauf warten wir?

Sie nimmt eines der jüngeren Kinder an die Hand. Gemeinsam machen sich alle auf den Weg über das Feld.

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