Zug der Seelen

In einer Stadt fährt jeden Tag der Seelenzug zwischen den Hochhäusern. Der Seelenzug bringt die Passagiere zu ihren größten Wünschen. Es ist ziemlich einfach ein Ticket für den Zug zu bekommen, man muss nur seine Seele verschicken. Den Versand ist sehr, sehr teuer.
Marvin wohnt im 1868sten Stockwerk eines Hochhauses. Der Seelenzug fährt täglich an seinem Fenster vorbei. Marvin lebt allein mit seiner Mutter in einer winzigen Wohnung. Sie sind sehr arm. Er würde am liebsten seine Seele verkaufen um mit seiner Mutter an einen besseren Ort fahren zu können. Aber seine Mutter verbietet es ihm.
Mutter:“ Menschen die ihre Seelen verkaufen werden niemals zur Ruhe kommen; auch nach dem Tode nicht. Außerdem können wir uns das sowieso nicht leisten.”
Als Marvin eines Morgens wieder auf dem Marktplatz der Stadt stand, sah er einen Flyer:
„Junger Bursche für den Seelenzug gesucht! Bei Interesse melde Dich am Bahnhof.“
Der Bahnhof war dreckig. Marvin setzte sich auf einer der vielen Bänke, als ihn auf einmal eine Hand an der Schulter berührte: „Hi, ich bin Bruno, bist du wegen des Jobs hier?“
Marvin: „Ja, ich möchte im Seelenzug arbeiten.“
Bruno: „Ach wie toll! Ich warte schon seit Jahren das mich jemand ablösen kommt.”
Bruno: „Viel Glück! In der Umkleide liegt deine Uniform, zieh dich in Ruhe um.“
Der Passagierwagon ist extrem edel. Dort hängt ein kristallener Kronleuchter, der halbe Wagon ist vergoldet und überall sind Marmorsäulen. Die Sitze sind mit rotem Leder überzogen. Dort sitzen Männer in Anzügen und riesigen Zylindern sowie Frauen in Ballkleidern und aufgemotzten Friesuren in denen Chihuahuas hausen. Sie trinken Wein und speisen Süßwaren an Tischen aus Elfenbein.
Aus dem Fenster sieht man riesige pinke Pilze auf den die schönsten Frauen der Welt nackt baden, man sieht Geld regnen, man sieht Öl, Kaviar, Filet, Schönheit, Drogen, Krieg, Sex, Rache und glückliche Ehen. Es ist eine Welt, die aus den Wünschen der Menschen gemacht ist.
Der Zug hält. Es steigt jemand ein, es steigt niemand aus.
Eine Person sitzt alleine an einem Tisch . Sie ist jung, man kann nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau ist, doch hat dieser Mensch in seinem androgynen Aussehen eine unvorstellbare Schönheit, die Marvin sofort in seinen Bann zieht.
Die Person: „Komm ruhig her, ich beiße nicht!“
Die Stimme ist zwar hell, aber etwas zu tief für eine Frau, es muss sich um einen Mann handeln. Ansonsten ist es eine sehr angenehme und beruhigende Stimme.
Mann: „Setz dich doch hin, ich heiße Urian, und Du?“
Marvin: „ Mein Name ist Marvin, wohin wollen Sie?“
Urian: „Ich möchte nirgendwo hin, ich bin aber auch überhaupt kein Seelenloser.“
Marvin: „Wie sind Sie dann in den Zug gekommen?“ (erstaunt)
Urian: (lacht) „ Ich habe vor einigen Jahren einen Bahnmitarbeiter umgebracht und ihm anschließend seinen Chip entwendet!“
Marvin: „Marvin: „Sie…sie sind ein Mörder? (ängstlich)
Urian: „Nicht nur, ich bin auch ein Dieb. Ich klaue für mein Leben gern.“
Urian: „Schau dir die Leute an, was fällt dir auf?“
Marvin: „Weiß nicht…keiner sieht glücklich aus!“
Urian: „Keiner steigt aus.“
Der Zug hält. Es steigt jemand ein, es steigt niemand aus.
Marvin: „Sagen Sie mal, warum sind Sie im Zug?“
Urian: „Ich möchte etwas klauen.“
Marvin: „Und was?“
Urian: „Eigentlich möchte ich nur helfen.“
(Urian holt aus beiden Manteltaschen jeweils drei Flaschen Whiskey raus)
Marvin: „Ihre Taschen müssen ja riesig sein?“
Urian: „Das ist doch noch gar nichts, in meinen Taschen habe ich LKWs.“
Marvin: „Entschuldigen Sie mich bitte, ich geh kurz zur Toilette..“
Als Marvin aus der Toilette kommt, sind alle weg. Niemand ist mehr im Zug. Nur Urian.
Marvin: „Wo sind denn alle hin?“
Urian: „Manchmal muss man die Leute zu ihrem Glück zwingen.“
Urian zwinkerte ihm zu und lächelte. Der Zug fährt in einen dunkeln Tunnel. Als der Zug wieder ans Tageslicht kam war Urian verschwunden.

Kommentare

  1. Von Harry Potter am

    Bisschen zu lang für ein Minidrama… Sonst gut geschrieben…

  2. Von Fine Klick am

    Manchmal etwas konfus, aber ansonsten gut.

  3. Von Dauphi am

    Leider ist der Eindruck hier, dass du eine Geschichte – die durchaus interessant ist – umgearbeitet hast zu einem Drama, und das ziemlich hastig. Immer wieder springst du in den Zeiten, was dem Ganzen dann doch sehr den Theatercharakter nimmt. Echt schade!

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