Kinder
(Adrian und Lina im Bett.)
Lina: Wie war dein Tag?
Adrian: Gut.
Lina: Ja?
Adrian: Der Vertrag ist fertig.
Lina: Schön.
Adrian: Es hat so lange gedauert. Die Verhandlungen ziehen sich seit drei Jahren. Jetzt ist es endlich vorbei.
Lina: Ihr müsst zufrieden sein.
Adrian: Der Chef hat mich gelobt.
Lina: Wann baut ihr?
Adrian: Frühjahr wahrscheinlich.
Lina: Schön.
Adrian: Und bei dir?
Lina: Ein Gast hat mich angefasst.
Adrian: Arschloch.
Lina: So sind sie.
Adrian: Zeig ihn an.
Lina: Sie sind ja irgendwann auch wieder weg.
Adrian: Und kommen wieder.
Lina: Das ist halt so.
Adrian: Lass dir das nicht bieten.
Lina: Was soll ich tun?
Adrian: Sag das deinem Chef.
Lina: Kunde ist König, meint er.
Adrian: –
Lina: Der Hausmeister kommt morgen.
Adrian: Wieso?
Lina: Dusche reparieren.
Adrian: Endlich wieder warmes Wasser.
Adrian: Ich habe ihn gesehen, wie er mit offenem Hemd das Treppenhaus hochgelaufen ist.
Lina: Er hat seine eigenen Probleme.
Adrian: Ich wollte ihn mal fragen, wegen meiner Spülmaschine.
Lina: Ich habe gar keine Spülmaschine.
Adrian: Die wäscht nicht mehr richtig.
Kurze Pause.
Lina: Von hier oben sieht alles anders aus.
Adrian: –
Lina: Es fühlt sich anders an.
Adrian: Das denke ich mir bei dir auch immer.
Lina: Mit einer Monatsmiete von dir könnte ich meine Wohnung für ein Jahr kaufen.
Adrian: Vielleicht.
(Kurze Pause.)
Lina: Was machen wir hier eigentlich?
Adrian: Was?
Lina: So sinnlos.
Adrian: –
Lina: Findest du das gut?
Adrian: Was meinst du?
Lina: Denkst du, ich merk das nicht?
Adrian: Was?
Lina: Was wir hier machen.
Adrian: Du verstehst das nicht.
Lina: Ich bin das Mädchen aus dem Keller, an dem du Druck ablässt.
Adrian: Nein, so ist das nicht.
Lina: Wo versteckst du deinen Ring?
Adrian: Ich habe keinen Ring.
Lina: Ich darf nicht hier sein.
Adrian: Wie meinst du das?
Lina: Sie hat mir nichts getan.
Adrian: –
Lina: Heute war das letzte Mal.
Adrian: Wieso?
Lina: Erklär es mir doch!
Adrian: Was denn?
Lina: Alles!
Adrian: Es ist nicht so einfach.
Lina: Sag es mir!
(Eine Tür geht auf.)
Lina: Scheiße!
(Lina will aus dem Bett steigen. Adrian hält sie fest.)
Matthäus: Adri?
Adrian: Hier.
(Matthäus betritt das Schlafzimmer.)
Matthäus: Oh.
Adrian: Das ist Lina.
Matthäus: Aus dem Keller?
Adrian: Ich habe dir von ihr erzählt.
Matthäus: Schreib mir das doch.
Lina: Wer ist das?
Matthäus: Ich bin sein Mann.
Adrian: Ich wollte es ihr gerade erklären.
Lina: Stört Sie das gar nicht?
Matthäus: Erzähl du es ihr.
Adrian: Wir wollen ein Kind.
Lina: –
Adrian: Adoption geht nur sehr schwer. So viele Auflagen und keine Garantie, dass es klappt.
Lina: Und ich soll-
Matthäus: Ich kann nicht mit Frauen, also soll Adri das erledigen.
Lina: Erledigen?
Adrian: Nein, so ist das nicht. Ich habe mich mit vielen Frauen getroffen, aber du warst mir direkt sympathisch.
Lina: Du mir auch.
Matthäus: Wir würden dich natürlich bezahlen.
Lina: Wie eine Nutte?
Adrian: Nein! Du darfst es immer sehen, es wäre alles für uns.
Lina: Was kostet ein Leben?
Matthäus: Geld spielt keine Rolle.
Lina: Keine Rolle?
Adrian: Wir wollen eine Familie sein.
Lina: Dann adoptiert ein Kind.
Matthäus: Das ist nicht so einfach.
Lina: Das hier ist einfach?
Matthäus: Überleg doch mal!
Lina: Glaubst du, ihr könnt euch das kaufen?
Matthäus: Wir wären so glücklich.
(Kurze Pause.)
Lina: Wie viel?
Adrian: Es ist auch dein Kind.
Matthäus: Wie alt bist du?
Lina: 28.
Matthäus: Willst du Kinder?
Lina: Ja.
Matthäus: Wieso dann nicht mit uns?
Lina: –
Matthäus: Woher weißt du, dass du den Mann findest, mit dem du ein Kind willst?
Lina: Das weiß ich nicht.
Matthäus: Und will dieser Mann dann ein Kind?
Lina: Ich weiß nicht.
Matthäus: Kinder kosten Geld.
(Kurze Pause.)
Adrian: Du bist die Mutter.
Matthäus: Das Gefäß für unsere Liebe.
(Lina steigt aus dem Bett.)
Lina: Dann schwänger mich.
Adrian: Was?
Lina: Sofort.
Matthäus: Ja?
Lina: Eine Bedingung.
Adrian: Ja!
Lina: Wir wechseln die Wohnungen. Ich oben, ihr unten.
Matthäus: Wie?
Lina: Und ich habe volle Kontrolle über eure Konten.
Matthäus: Wieso denn das?
Adrian: Matthäus, das ist jetzt scheiß egal.
Lina: Du sagst Geld ist egal? Dann lebt auch so und beweist es mir.
Matthäus: Das ist nicht dein Ernst.
Lina: Das ist die Bedingung.
Adrian: Das ist die Chance.
Matthäus: Was denkst du?
Adrian: Ich will das Kind!