Streben oder Leben?

(Zwei Geister unterhalten sich, warten auf Fährmann)

G1 Was hast du in deinem Leben gemacht? Viel gelacht?
G2 Nach Schule und Studium war die Zeit des Lernens endlich um.
Ich habe Arbeit gefunden, den Stress überwunden.
Auto und Haus waren mein Besitz, Familie auch geritzt.
G1 Magst du lieber nach Dingen streben, oder das Leben leben?
Lass mich dir etwas erklären, und dich das wirklich Wichtige lehren.
G2 Über deine Achtsamkeit, vergiss aber nicht die knappe Zeit.
Wenn der Fährmann wird sich hierher wenden musst du deine Geschichte beenden.
G1 Ja, ja. Ist klar. Ich will nur erzählen, wie mein Leben war.
Denn meine Schwester schrieb einst ein Gedicht, es erschien mir wie ein Licht.
(beginnt zu erzählen)
Wir waren fröhlich und munter, im Garten kletterten wir die Bäume rauf und runter.
Am liebsten war uns die Bäckerstube, oder malen mit Farbe aus der großen Tube.
Als wir an der Kasse standen, und alles super lustig fanden.
Doch diese Zeit ist schnell verflogen, und uns`re Kindheit fortgezogen.
Ich will wieder mit dir lachen, und ganz viel Blödsinn machen.
Wir sind nicht immer heiter, aber das Leben geht trotzdem weiter.
Und eines ändert sich nimmer: Wir bleiben Schwestern, für immer.
Durch diese Liebe ich mich heute in schönsten Erinnerungen wiege…
He! Nanu! Sag mal, hörst du zu?
G2 (schreckt hoch) Was? Hab ich was verpasst?
G1 Ich versuch dir das Leben zu erklären, aber du tust dich wehren!
G2 Natürlich! Es wird mir alles zu ausführlich!
G1 Aber warum? Gestorben sind wir, Zeit spielt keine Rolle hier.
G2 Lass gut sein, mein Leben war doch fein.
G1 Hast du dich verhört, oder gar nicht erst zugehört?!
Denn das ist die Wahl, die uns gegeben: Die Frage nach dem wirklich Wichtigem im Leben!
G2 Ich habe gelebt, ich bin gestorben, die Zeit ist eh verloren.
G1 Pah! Das ich nicht lache, mit einer Einkaufslist` Erinnerungen machen?
Nur eine Frage noch an dich…
(wird von G2 unterbrochen)
G2 Der Fährmann ist in Sicht!
(steigt erleichtert ins Boot ein, ignoriert G1)
G1 (seufzend) Kein Wunder, dass es keiner kann verstehn. Wie soll man mit geschlossenen Augen sehn?

Kommentare

  1. Von Catalina A. am

    * Noch als kleine Info zu meinem Text: Dieses Gedicht existiert wirklich. Es heißt Schwesterherz und ich habe es selber geschrieben, für meine Schwester. Hier ist allerdings nur ein Auszug zu finden.
    Wie auch immer, viel Spaß beim Lesen:)

  2. Von Jolin Ziechner am

    Sehr sehr gut gefällt mir

  3. Von Lars am

    Gut dargestellt wie unterschiedlich man sein eigenes Leben sehen kann. Regt zum Nachdenken an.

  4. Von Klösel am

    Alle Achtung, ich würde gern alles lesen. Gut und ehrlich geschrieben. So ist es bestimmt in einigen Familien. Echt krasse Leistung..

  5. Von Melanie am

    toll geschrieben 🙂
    Das macht Lust darauf, das ganze Gedicht zu lesen

  6. Von Sandra Hohler am

    Wahnsinns Text für eine 15-jährige. Du hast den Sinn des Lebens verstanden, da können sich viele Erwachsene eine Scheibe abschneiden. Ich habe es mir mehrmals durchgelesen, um auch die Details zu erkennen und zu verinnerlichen. Bleib am Schreiben dran!

  7. Von Livius am

    Gefällt mir sehr gut, vor allem, dass es in Reimen geschrieben ist.

  8. Von Marion Klohn am

    Wie eine 15 jährige das Leben sieht und einschätzt verlangt Achtung . Mach weiter so.

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