Verräter

K: Manchmal sehne ich mich danach. Nach diesen endlosen Nächten des Schmerzes und des Grauens.
H: Ich weiß.
K: Manchmal spüre ich es noch.Wo sie mich folterten, dann geht ein Schauer durch meinen ganzen Körper.
H: Ich weiß. Wenn du dich Nachts verkrampfst und schreist. Denkst du das geht an mir vorbei
K: Manchmal rieche ich noch meinen eigenen Angstschweiß. Das ist das wahre Grauen. Wie dir der Geruch immer mehr gefällt, du dich immer mehr an ihn gewöhnst bis du ihn als festen Bestandteil deines Körpers annimmst. Wie ein ungewollter Gast, der sich heimlich bei dir einschleicht, es sich bei dir bequem macht, bis du es dir nicht mehr ohne ihn vorstellen kannst. Manchmal vermisse ich meine Angst. Und dann hasse ich mich nur noch mehr, für das was ich tat.
H: Du hast das Richtige getan.
K: Manchmal sehe ich ich ihre Gesichter. Höre sie schreien. Die, die ich verriet.
H: Jeder hätte so gehandelt.
K: Die ich hinterging. Deren Leben ich achtlos gegen eine Wand schleuderte.
H: Du hattest keine Wahl!
K: Verdammt, natürlich hatte ich die! Jeder hatte seine Wahl!
H: Und du wähltest das Leben.
K: Ich wählte den Verrat. Den Mord
H: Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.
K: Eben.
H: Leben zu wollen ist kein niedriger Beweggrund!
K: Aber Habgier.
H: Habgier woran? Am Leben?! Das ist dein Recht!
K: Und die, die ich tötete, hatten die nicht auch das Recht, zu leben?
H: Du hast nicht das Beil geführt.
K: Und doch habe ich sie dem Schlachter übergeben. Festgezurrt und Fertig für die Schlachtbank.
H: Du konntest nicht wissen, was sie erwartet.
K: Natürlich habe ich das gewusst. Ich habe von der ersten Sekunde an gewusst, was ich tat. Ich habe es gehasst ihnen in die Augen gucken zu müssen. Mit ihnen zu reden und von ihrem Schicksal zu wisse.
H: Dazu hast du kein Recht. Dir die Schuld an allem zu geben und dich selbst so zu verletzen, dich so zu verstümmeln. Verdammt, wach endlich auf!
K: Jeden Tag jeden Moment meines beschissenen Lebens denke ich daran. Weißt du, wie das Gefühl ist, einen Alptraum zu haben, aufzuwachen und feststellen zu müssen, das der Traum Realität geworden ist? Ich bin schon längst wach. Ich habe schon längst die Wahrheit anerkannt und mich ihr gestellt. Nur du verkriechst dich immer noch in deiner Traumwelt und hoffst der Realität zu entgehen. Mag sein, dass ich gestört bin, das sich verrückt bin, oder sonst was. Aber wenn hier jemand nicht die Wahrheit sieht, dann bist du das! Du versuchst immer noch, mir die Opferrolle aufzudrängen, in der du mich so gerne sehen würdest, dabei musst auch du doch erkennen, dass ich hier nicht das Opfer bin!
Sondern Täter.

Schreibe einen Kommentar