Versuchskaninchen

Zwei Forscher stehen in einem Labor

Lukas: Mist schon wieder ist es mir missglückt!
Jonathan: Es dauert schon so ewig…
Lukas: Das stimmt ich bin mittlerweile so unmotiviert.
Jonathan: Du und unmotiviert! Ich bin mittlerweile viel unmotivierter!
Lukas: Würde man doch nur an Menschenhaut forschen können und nicht an diesen blöden Kaninchen!
Jonathan: Nur an menschlicher Haut würde das nicht funktionieren, sondern nur an
lebenden Menschen Bei toter Haut bekommen wir gar keine Reaktion.
Lukas: Aber so etwas ist doch moralisch total verwerflich. Die Menschen finden es schon
den Kaninchen gegenüber unmoralisch. Also lass uns weiterarbeiten!
Jonathan: Die Kaninchen machen es ja auch nicht freiwillig. Aber freiwillige Menschen wäre
das wirklich so unmoralisch?
Lukas: Wer würde denn freiwillig ein Versuchskaninchen spielen…?
Jonathan unterbricht ihn:
Menschen die sich für die Menschheit aufopfern. Stell dir vor, wir beide
finden endlich das Heilmitte! Jeder würde uns lieben und verehren. Wir als Retter
der Menschen! Wir als Helden der gesamten Gesellschaft. Und wenn dafür nur ein
freiwilliger Mensch stirbt, ist es nicht nur ein kleiner Preis, wenn man dafür
Tausende, wenn nicht Million Menschen rettet und so hilft, sie vor dem Tod zu
bewahren.
Lukas: Nein, das können wir nicht tun! Es sind Menschenleben die dennoch geopfert
werden. Wenn das rauskommt, würde uns niemand lieben! Jeder würde uns für
Monster halten!
Jonathan: Wahrscheinlich wird niemand sterben und vielleicht retten wir sogar diesen einen
Freiwilligen, welcher dazu noch alt und schwach ist. So retten wir vielleicht
jemanden, der ohne uns wahrscheinlich eh gestorben wäre. Vielleicht kann sich
durch uns sein Leben doch nur noch zum Positiven wenden.
Lukas: Unsere Forschung ist noch nicht so weit..
Jonathan unterbricht ihn:
Doch ist sie! Sieh nur wie weit wir schon sind. Es fehlt nur noch der letzte Schritt
zur Lösung, woran wir sonst noch ein oder mehrere Jahre sitzen würden. Wie viele
Menschen werden in der Zeit an dieser Krankheit sterben und es in Zukunft noch
tun, wenn wir nicht einschreiten. Überleg doch mal, selbst wenn uns jemand
erwischt, werden wir dennoch für Helden gehalten. Wir tun es doch nicht für uns
sondern für die Kranken und Schwachen denen wir wieder Hoffnung und vielleicht
sogar Heilung schenken.
Lukas: Okay, aber nur eine einzige alte Person die schon im Sterben liegt und es freiwillig
tut. Sonst mach ich nicht mit!
Jonathan: Ja okay, alles nach deinem Befehl.

Jonathan geht.

Lukas: War es richtig zuzustimmen? Ich bin mir nicht sicher! Bin ich nun ein Held, Retter
und Helfer oder ein Monster? Was ist nur richtig und was ist falsch? Ich weiß es
nicht mehr! Die Lösung scheint so fern!

Jonathan kommt mit einem alten Mann zurück ins Labor.

Lukas: Sind Sie auch wirklich freiwillig hier? Sie können immer noch gehen!
Jonathan: Mensch Lukas, natürlich ist er freiwillig hier.
Alter Mann: Ja, mein Junge, ich tue alles hier aus freien Stücken. Ich sterbe sonst doch nur alleine. Ich habe nichts zu verlieren und wenn ich dafür wenigstens Leben retten kann dann macht es mich glücklich.
Lukas: Sie wissen schon, dass dieses Experiment auch Schmerzen verursachen wird?
Alter Mann: Natürlich! Aber Schmerz ist schon seit langem mein ständiger Begleiter!
Lukas: Okay!
Jonathan: Siehst du, wir helfen nur! Also setze das Gesicht des Helden auf und dass mit
Schuldgefühlen Gequälten ab.

Lukas nickt. Sie beginnen mit dem Experimenten und man hört die Schreie des alten Mannes. Auf dem Kittel der beiden Forscher befinden sich ein paar Blutspritzer.

Jonathan: Siehst du, wie weit es uns gebracht hat? Das hat uns monatelange Arbeit erspart!
Lukas: Aber der Mann ist dennoch gestorben und unter starken Schmerzen. Ich fühle mich wie ein Mörder!
Jonathan: Aber schau doch, wie viele wir damit retten können.
Lukas: Wir haben doch kaum etwas erreicht. Nur ein paar Monate weniger Arbeit, aber
das ist doch kein Dienst für die Menschheit. Niemanden hat der Tod dieses netten
Mannes etwas gebracht.
Jonathan: In diesen Monaten, in denen wir für das Ergebnis hätten forschen müssen, wären
Tausende an dieser Krankheit gestorben. Dementsprechend hat es uns so viel
gebracht. Dieser Mann musste sowieso sterben. Er wollte für die Menschheit
sterben und wenn wir jetzt aufhören würden, wäre er umsonst gestorben. Lass
sein Tod nicht vergebens gewesen sein und lass uns weiter forschen bis wir die
Heilung finden! Die nächste Person stirbt uns nicht weg, sie wird gerettet! Wir
beide haben es schon so weit geschafft! Also, soll ich uns die nächste, selbstlose
Person bringen, die bereit ist, sich für das gesamte Universum zu opfern? Oder willst du das er um sonst gestorben ist?
Lukas: Nein, natürlich möchte ich es nicht!
Jonathan: So ist es richtig!

Jonathan geht

Lukas: Einer ist schon gestorben und wieviel werden noch für die Heilung sterben? Aber
sein Tod soll doch auch nicht vergebens gewesen sein! Rette ich damit wirklich
Menschen oder bin ich doch nur ein Monster? Ich fühle mich schuldig, aber auch
dem alten Mann fühle ich mich verpflichtet. Welche Schuld wirkt stärker? Wie soll
ich mich nur entscheiden? Das hat doch alles keinen Sinn!

Jonathan kommt mit einer Person Ende 40 zurück ins Labor

Lukas: Warum wollen Sie das? Sie sind doch noch so jung?
Mann: Ach mein Lieber, ich wollte mich morgen umbringen? Was hat das Leben den für
mich noch einen Sinn? Meine ganze Familie ist an dieser Krankheit gestorben so
kann ich wenigstens noch andere Familien retten bevor sie diese Welt verlassen.
Lukas: Sie wissen aber, dass sie hierbei Schmerzen erleiden müssen?
Mann: Ja natürlich, aber der Schmerz in meinem Herzen ist größer als es jeder physische
Schmerz es sein kann!
Lukas: Okay wenn Sie es so meinen…
Jonathan: Siehst du, sie machen das alle freiwillig, also somit hat sein Tod wenigstens einen
Sinn, und genauso musst du es auch sehen.
Lukas nickt.

Sie beginnen mit dem Experimenten und man hört laute Schreie vom dem Mann. Auf dem Kittel der beiden Forschet befinden sich nun große rote Blutflecken.

Jonathan: Nur noch einen Freiwilligen und wir haben die Heilung für Tausende gefunden!
Lukas: Und was wenn nicht? Machen wir unser Labor zu einer Leichenhalle?
Jonathan: Nein Lukas, wir sind doch nur noch einen Katzensprung von der Lösung entfernt.
Nur noch ein Freiwilliger und wir retten Millionen. Wir müssen diesen Preis
bezahlen – für alle anderen!
Lukas: Okay, nur noch einen weiteren, dann bin ich raus! Dann forschen wir weiter, wie es
sich für normale Forscher gehört. Moralische Forscher….
Jonathan: Waren wir Forscher denn je moralisch?

Jonathan geht

Lukas: Ein freiwilliger Mensch oder ein unfreiwilliges Kaninchen, welcher Preis wiegt
mehr? Aber keines von beiden ist richtig aber wir brauchen doch eine Heilung!
Oder sollte man die Menschheit einfach an dieser Krankheit sterben lassen? Aber
ist das nicht auch Mord, wenn ich Menschen einfach sterben lasse? Was ist wirklich
moralisch?

Jonathan kommt mit einem kleinen Mädchen.

Lukas: Sie ist ein kleines Mädchen! Wie kannst du es nur wagen?
Jonathan: Sie hat diese tödliche Krankheit und stirbt in zwei Wochen. Gib den Eltern
wenigstens die Hoffnung auf eine Heilung zurück!
Mädchen: Ich will zu meinen Mami….
Lukas: Und freiwillig macht sie es auch nicht! Wie kannst du so etwas nur tun?
Jonathan: Ihre Eltern haben sie mir gegeben. Sie wollen, dass wir sie heilen und sehen in uns
die letzte Hoffnung? Die Kleine versteht das eh noch nicht? Sie ist noch nicht reif
genug um zu verstehen was der Tod bedeutet!
Lukas: Na Kleine, ich habe gehört du bist krank? Wir könnten dich vielleicht heilen. Aber
Du wirst dabei Schmerzen erleiden oder du stirbst bald? Was willst du?

Mädchen fängt leicht an zu weinen.

Mädchen: Ich will keine Schmerzen mehr haben! Immer wieder tun mir die Ärzte weh!
Jonathan: Aber ohne Heilung wirst du bald sterben
Mädchen: Ich weiß! Dann bin ich bei meinen Freundinnen friedlich im Himmel. Viele andere
Kinder im Krankenhaus sind schon gestorben. Ich will meine letzten Stunden bei
meiner Mami und meinem Papi verbringen.
Jonathan: Sie weiß doch gar nicht, was das zu bedeuten hat! Lass uns anfangen!
Lukas: Nein!!!! Bist du jetzt völlig durchgeknallt? Sie will das nicht!
Jonathan: Die Kaninchen wollten es doch auch nicht und sie hatten gar keinen Vorteil durch
unser Experiment. Sie hat die Chance durch unser Experiment gesund zu werden.
Lukas: Ich bringe sie jetzt nach Hause. Menschen sind doch keine Kaninchen!
Jonathan: Wer weiß das schon?

Kommentare

  1. Von Georg am

    Ich fand die Handlung recht gut dadurch das du als Autor nicht die Krankheit und was genau sie macht verraten hast hielt es mich am Lesen. Ansonsten fand ich gut wie du dich kritisch über Tierversuche geäußert hast; eigene Ansichten sind immer Toll. Am Ende hab ich keinen waren Höhepunkt erkannt da meine Kuriosität was die „Krankheit” genau ist nicht stärker wurde und da ihr Forschungsfortschritt nicht genau definiert war weshalb ich kein Interesse an diesem „Fortschritt” hatte. Außerdem gab es keine wirkliche Entwicklung was der entscheidende Faktor für meine Meinung war da es immerhin um Dramen geht. Die Figuren hatten ihre Meinungen und keine von denen hat sich geändert. Der Konflikt wurden nicht gelöst und es gab kein Resultat welches aus dem Konflikt hervorging was ich recht schade fand ( das sie die Lösung nicht gefunden gaben aber in einer Zukunft ob nah oder fern finden werden ist finde ich kaum bis keine Entwicklung in dem Sinne). Ich denke deine Ideen und dein Dialog hingehen waren sehr Toll. Er hat sich recht Naturell lesen lassen und durch die vielen Fachbegriffe wurde deutlich dss es zwei Forscher sind was ich sehr gut fand. Also ich hoffe meine Meinung hilft und ich hoffe du schreibst noch mehr! 😀

    (Tut mir leid für meine schlechte Zeichensetzung war nie meine Stärke).

  2. Von Marianna am

    Ich finde die Handlung und den damit einhergehenden moralischen Konflikt sehr gut dargestellt. Mir gefällt vor allem wie der Forscher Lukas immer wieder den Monologen an ihren Experimenten und deren Rechtmäßigkeit zweifelt und die konträre Einstellung seines Partners Jonathan, der mit seiner Rolle einen anderen Blickwinkel beleuchtet und somit Zweifel an der vorherrschaftlichen Stellung des Menschen aufbringt.
    Vor allem am Ende wo das Mädchen als Versuchskaninchen gegen ihren Willen genutzt werden soll und so der
    Vergleich zu dem Kaninchen, welches auch keine Wahl hat, noch mal deutlicher wird.
    Das offene Ende lässt dem Leser noch einmal Raum zum Nachdenken über die Moral von Tierversuche.
    Alles in allem finde ich das Drama sehr gelungen, aktuell und bewegend.

  3. Von Katharina Baak am

    ⭐⭐⭐⭐⭐ Von mir!!

  4. Von Anne Schmitz am

    Das Minidrama „Versuchskaninchen“ hat mir gut gefallen, da der Konflikt zwischen Moral und Forschung zum Ausdruck kommt . Besonders wenn sich eine 17jährige mit diesem Thema beschäftigt!
    Daher beurteile ich dieses Minidrama auch gerne mit ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

  5. Von Jannis am

    Das Drama ist sehr schön und spannend zu lesen. Besonders gefällt mir wie der Konflikt dargestellt wird und die verschiedenen Meinungen der beiden Forscher. Zusätzlich regt das Drama zum Nachdenken an und übermittelt nicht nur eine Massage. Wirklich toll geschrieben.

  6. Von Marc am

    ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Super spannend und mega toll geschrieben

  7. Von Silke am

    Die Geschichte regt zum Nachdenken an, das gefällt mir sehr gut. Ich habe sie gerne gelesen.

  8. Von Dajana am

    Das Drama gefällt mir sehr gut.

  9. Von Tabitha am

    Find es toll das dein Drama zum Nachdenken anregt und dazu zwei verschiedene Sichten verdeutlicht werden. Wirklich tolles Minidrama 😉

  10. Von Joel am

    Ich find dein Drama bringt einen wirklich zum nachdenken. Dazu sind die Dialoge wirklich naturell und wirken nicht gestellt. Abschließend kann man sagen, dass es ein sehr gelungenes Drama ist

  11. Von Pascal am

    Die dialoge wirken natürlich und passend und ich find es toll, wie das Drama zum nachdenken anregt.

  12. Von Thorsten am

    ich liebe dein Drama, da es zum Nachdenken anregt und die Sichten der beiden Forscher gut verdeutlicht werden

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