DIE ZEIT TOTSCHLAGEN

(Mutter liegt krank im Krankenhausbett)
ÄRZTIN: Das Organ, das sie benötigen, kommt erst morgen. Vielleicht schaffen sie es nicht bis dahin.
MUTTER: (Fängt an zu weinen) Hast du gehört, Schatz? Die Zeit rennt uns davon!
SOHN: Ja Mutter, aber kommt Zeit, kommt Rat.
MUTTER: (Seufzt) Ich fühle mich nicht gut.
SOHN: Die Zeit heilt doch nicht alle Wunden.
(Sohn geht Richtung Zimmertür)
MUTTER: Schatz, wo willst du denn hin?
SOHN: Ich gehe nur etwas die Zeit totschlagen. Je früher desto besser.
(Sohn geht aus dem Krankenzimmer, großen Baseballschläger in der Hand und verlässt die Bühne)
(Kommt mit blutverschmierter Kühlbox wieder und geht in das Zimmer)
MUTTER: Schatz, da bist du ja wieder, das kam mir wie eine Ewigkeit vor. Die Zeit vergeht so langsam ohne dich. Was hast du da überhaupt dabei?
SOHN: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen!
(Sohn übergibt Box der Ärztin)
SOHN: Hier ist das Herz für meine Mutter. Damit können Sie die Zeit zurückdrehen.
ÄRZTIN: (Erschrocken) Aber wo haben Sie das denn her?
(Polizist stürmt in das Zimmer)
POLIZIST: Sie sind verhaftet, wegen Mordes an Herrn Zeit!
MUTTER: (Fassungslos) Aber was ist denn passiert?
SOHN: Ich habe doch gesagt, ich werde die Zeit totschlagen!
(Polizist legt Sohn Handschellen an)
POLIZIST: Es ist jetzt Zeit zu gehen!
MUTTER: Stopp! Werden wir uns jemals wiedersehen?
POLIZIST: Alles zu seiner Zeit.
(Sohn und Polizist verlassen die Bühne)
(Ärztin guckt in die Kühlbox und murmelt fassungslos Richtung Publikum)
ÄRTZTIN: Zeitverschwendung! Er hat uns den Magen anstatt das Herz gebracht!