Weißt du nicht, dass die Welt untergeht?

*Auf der Straße*

Sonir und Ruges

Sonir: (Läuft die Straße herunter und ist dabei sehr fröhlich und munter.)
Ruges: (Läuft die Straße herauf und ist dabei ganz übel drauf.)
Sonir: (kreuzt den Weg mit Ruges und geht zu ihm.) Hey mein alter Freund! Was blickt Ihr so drein? Habt Ihr keine Freude heut?
Ruges: Gerade heute froh zu sein? Auf meinem Herzen liegt ein schwerer Stein.
Sonir: Von was für einem Stein sprecht Ihr denn?
Ruges: Ach, was wäre wenn…
Sonir: Wenn was? Nun sprecht und storttert nicht so wirres Zeug zurecht!
Ruges: Wenn Elisabeth noch leben würde.
Sonir: Eure Frau ist Tod!?
Ruges: Es naht die Not! Du liest auch keine Zeitung mehr. Es liegt wohl an mir, dass ich dich aufklär’. Elisabeth II. ist verstorben. Wir machten uns vorher alle noch große Sorgen. Doch das bangen und hoffen, hat nichts gebracht. Sie starb letzte Nacht.
Sonir: (fängt an zu lachen)
Ruges: (wird sauer) Was ist so lustig nun!?
Sonir: Ihr treibt Euch einen Spaß mit mir!
Ruges: (ernst) Ich sage es dir! Sie ist verstorben, sowie sie einst geboren.
Sonir: (klappt das Kinn runter) Ihr meint es ernst!
(Passant kommt herbei, der sie mit gehört hat, die Streiterei.)
Passant: (spricht zu Sonir) Natürlich meint er es ernst! Es erschüttert die ganze Welt, die mir eigentlich sonst so gut gefällt.
Ruges: Sonst. Das trifft es gut. Wir brennen ab. Ist nur noch Glut.
Sonir: Wir brennen ab?
Passant: Die Waldbrände! Drum wissen Sie nicht? Was sind Sie für ein armer Wicht! Leben nur zwischen Ihren vier Wänden!
Ruges: Ist vielleicht auch besser so. Bekommt er nichts mit, außer wenn er sich mal die Beine vertritt. Ach, wär’ ich froh!
Passant: So froh nun auch nicht wieder. Die wachsenden Öl-und Gaspreise werden ihm schon zeigen, woran wir alle gerade leiden. Vor allem die Ukrainer.
Sonir: Ukrainer! Wieso das? Sind doch so weit weg. Stecken die auch so sehr im Dreck?
Ruges: Ach, du guter armer Sonir. Eines sagen wir dir:
Passant: So weit sind sie gar nicht weg. Schauen Sie sich doch mal um. Tummeln sich auf dieser Straße allein schon vier herum.
Sonir: Wieso sind sie hier?
Ruges: Der Krieg hat sie vertrieben. Kaum welche sind dort geblieben.
Passant: Müssen bangen. Müssen hoffen, dass es hat ihre Männer nicht getroffen.
Sonir: So schlimm?
Ruges: Merkst du denn die Preise nicht?
Sonir: Die, die hoch klettern so geschwind? Die ganzen Produkte, die so teuer sind?
Passant: Ach wenigstens das hat er gemerkt.
Ruges: Die Inflation ist auch nicht zu übersehen.
Sonir: Infolation? Das muss ich erst verstehen.
Ruges: Ja hast du dich denn nie gefragt, warum die Preise so hoch sind?
Passant: Ach, mein armes kleines Kind.
Sonir: Die Welt ist ja am untergehen!
Ruges: Musst du doch jetzt verstehen…
Sonir:…warum ich kann bei Euch kein Lächeln im Gesichte sehen.
Passant: Zum Lachen haben wir schon lang nichts mehr. Das Leben ist nur noch schwer.
Sonir: (nun auch betrübt) Ach, meine Freunde. Ich danke euch. Was war ich für ein dummer Strolch. Ich werd nun gehen, werd nun sehen, wie ich das alles verarbeiten kann. Bis irgendwann! (Geht traurig weiter und ist nicht mehr so heiter, aber sagt zu sich selbst) Kann man nicht trotzdem glücklich sein? Zumindest so für sich allein?

Kommentare

  1. Von Sandy am

    Ein Text der so voller Wahrheit steckt. So gut geschrieben.

  2. Von Laurina am

    Ist echt supii . Du hast so viel Talent

  3. Von Mariam am

    Sehr gut! Mach weiter so:)

  4. Von Lilli am

    Das Minidrama ist dir richtig gut gelungen! weiter so

  5. Von Heike Bardella am

    Die dauerinformierte Aufgeregtheit gegen die Naivität (?) des Glücklichen wunderbar und auch noch in Reimen auf den Punkt gebracht.Wer bestimmt eigentlich,wann wir glücklich sein dürfen? Und darf man in diesen Zeiten glücklich sein? Unbedingt.”Ein weites Feld”würde Fontane jetzt sagen.

  6. Von Lisa Marielle am

    Wirklich ein sehr guter Text!

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