Yoga machend Frieden finden

Yoga machend Frieden finden

Das Licht geht an.
Eine Frau steht in der Mitte des Raumes. Ein menschengroßer Spiegel steht ihr gegenüber. Sie guckt ihr Spiegelbild an. Angewidert. Sie geht unruhig in einen 1*1m Radius auf und ab. Es strömen Menschen auf die Bühne, die an ihr zerren, sich ihr in den Weg stellen, ihre Aufmerksamkeit wollend. Kleine, Große, Alte, Junge, alle Geschlechter, alle Formen. Außer dem Rascheln der Kleidung sprechen die Leute nicht. Durch ihre pure Anzahl, aufdringlichen Bewegungen und Energie sind sie bedrohlich genug. Es sind auch ein Mann und eine Frau dabei, die versuchen die Frau an sich zu reißen und sie zu küssen.
Die Frau wird hin und hergezogen. Auf einmal brüllt sie markerschütternd, bricht in sich zusammen und schluchzt. Bedeckt ihre Augen, ihre Ohren. Flehend, dass endlich alles aufzuhören vermag.
Die Leute beugen sich über sie, tuscheln miteinander, piksen sie, verbergen sie vor den ZuschauerInnen. Es wirkt als ob sie sie zerquetschen würden.

Auf einmal ist ein tiefes Ein- und Ausatmen zu hören.
Die Menschen werden kraftvoll aber ruhig zur Seite gedrückt. Sie ist wieder zu sehen. Und fängt an Assanas wie den herabschauenden Hund, das Kind, die Kuh mit der Katze und die Kriegerin zu machen. Sie fängt mit einem verzweifelten Gesicht an und wird pro Bewegung und Widerholung immer entspannter. Mit jedem Asana gehen mehr Leute von der Bühne ab. Hinter den schwarzen Vorhängen ist nur noch ein entferntes Tuscheln zu hören.

Zum Schluss steht sie in der Mitte, wirkt ruhig, hat die Augen geschlossen, atmet spürbar durch und blickt auf ihr Spiegelbild. Sie lächelt. Ihr Spiegelbild lächelt zurück.
Das Licht geht aus.

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