Davie und Kay

(Davie liegt in der Badewanne, eine leere Packung Bupropion in seiner Hand.)

(Kay sitzt auf der Ablage neben der Wanne und schaut auf ihn hinunter.)

Davie: Was machst du hier?

Kay: Wieso?

Davie: Was ist das für ‘ne Antwort?

Kay: Wieso, Davie?

Davie: Könnte ich dich auch fragen.

Kay: Das… Das war was anderes.

Davie: Wie denn?

Kay: Ich habe Leute umgebracht Dae…

(Kay zieht seine Beine zu sich. Davie lacht.)

Davie: Ja und?

Kay: Die sind tot.

(Davie seufzt)

Davie: Und du jetzt auch. Wieso hast du das überhaupt gemacht verdammt nochmal!

(Kay zieht sich weiter zusammen.)

Davie: Ich habe dich eine Blutlache gefunden! Dein Blut! Neben den beiden Vollhonken die-

(Davie bricht ab aus Frustration. Kay schnupft traurig.)

Kay: Ich bin nicht so wie du, das weißt du doch! Und darum geht’s ja überhaupt nicht! Ich bin schon tot…

Davie: Ich auch.

Kay: Vielleicht-

Davie: Nein, dafür bist du zu spät und ich will das sowieso nicht.

Kay: Wieso?

Davie: Für was? Ich will das nicht mehr Davie. Verstehst du nicht? Du hast es auch erlebt.

Kay: Ja- Ich meine- Wieso-

Davie: Das bringt nichts mehr. Lass das. Und hör auf zu weinen. Wir sind beide tot.

Kay: Ja, aber…

(Die beiden sitzen ein paar Momente in Stille.)

Kay: Was ist denn mit den anderen?

Davie: Die folgen auch gleich, wenn sie noch gesund sind.

Kay: Dir ist schon klar, dass das hier nicht gesund ist?

Davie: (genervt) Ne, hätte ich nie bemerkt. Danke Kay.

Kay: Du hättest das nicht tun sollen.

Davie: Was soll’s…War schon zu spät.

Kay: Nein, überhaupt nicht… Du hättest weiter machen sollen. Wenn auch nur damit du die anderen nicht verlässt.

Davie: Du hast sie verlassen! Du hast mich verlassen!

(Stille)

Kay: … Was hättest du erwartet?

Davie:…

Kay: Du kennst mich Davie, besser als jeder andere, wahrscheinlich sogar, als ich mich selbst kenne. Du weißt, diese letzten paar Monate waren ein reines Schauspiel, eine Farce.

Davie:… Ernsthaft? Das war alles nur Schauspiel? Du hast uns alle angelogen?

Kay: Na gut, vielleicht nicht alles, aber vieles.

(Stille)

Kay: Wenn es das irgendwie besser machen sollte, es waren die besten zwei Monate meines Lebens und eigentlich hatte ich das hier nicht mehr vor.

(Kay deutet auf sein Arm)

Kay: Nur halt… Ich kann nicht gut mit Leuten und Emotionen und sowas und am Anfang wusste ich auch nicht so wirklich, wie ich da reagieren sollte. Also, war ich halt… Da… Aber auch nicht wirklich da. Es ist ein bisschen schwierig nach sieben Jahre endlich wieder draußen zu sein und dann zu erfahren, dass der Junge, den man diese ganze Zeit so sehr vermisst hat, jetzt Leute umbringt. Ich… Ich konnte das nie verkraften, ich wusste das auch, aber ich wollte auch nicht… Alleine… Sterben…

Davie: Kann ich verstehen…

(Stille)

Davie: Aber, das ist trotzdem keine gute Ausrede.

Kay: Gibt es überhaupt für sowas eine gute Ausrede?

Davie: Ich werde nicht so tun, als hätte ich dazu was zu sagen.

Kay: Gut, hast du auch nicht.

Davie: Und du?

Kay: Ich insbesondere nicht.

(Stille)

Davie: Also… Was passiert denn jetzt?

Kay: Keine Ahnung. Ich habe auf dich gewartet.

Davie: Wieso?

Kay: Keine Ahnung. Es hat sich halt so ergeben.

Davie: Ich nehme mal an, ich kann jetzt keinen mehr kontaktieren.

Kay: Nope. Hättest vorher machen müssen.

Davie: Die hätten versucht, mir das hier auszureden.

Kay: Das ist doch gut.

Davie: Nein, ist es nicht. Wenn ich das hier nicht gemacht hätte, wäre ich ja noch verpflichtet… Ja, du weißt schon.

Kay: Das mit wie-hieß-er-nochmal?

Davie: Christian und ja, das.

Kay: Ah…

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