Frei

“Sie ist geschwommen,
mit Delfinen,
über Blumenwiesen getanzt,
hat den Mount Everest bestiegen
nur um nun ihren Qualen zu erliegen.”
“Warum?”, fragt der kleine Mathis, tränenüberströmt, er hät sich ein Happy End gewünscht.
Doch Vater meint, dass es nicht einfach ist.
Würde er auch gern mal so dastehen,
am Meer, mit Wind im Gesicht ? Aber er ist Anwalt
und Mathis zu jung
um zu verstehen, was Freiheit ist.
Doch er will es verstehen,
frei sein,
Also fragt er die Kindergärtnerin was sie wählen würde
könnte sie ohne Bürde
einfach frei sein.
Da zögert sie nicht,
sie würde rennen durch die Gischt, Lieder singen,
Felsen erklimmen,
all das tun und noch mehr,
weinend zusammenbrechen
vor einem Heer
aus Leuten, die sie nicht kennt,
weil sie sie vermissen würde
ihre gewohnt-schwere Alltags-Bürde.
Da muss Mathis nachdenken. Kann man sich Freiheit schenken? Geht es beim sich Finden
in Wahrheit ums
sich Entschwinden?
Eines Tages, schwört er sich,
wird er dort stehen,
mit Gischt im Gesicht.

Und er wurde älter,
kälter
Anwalt
verlor Träume aus den Augen wollts nicht glauben
bis er wieder träumte, von Freiheit.
Er stand an einem Tisch mit Gegenständen sah Menschen mit leeren Händen.
Ein Herr kam,
der sich seltsam benahm.
Er befahl einer Frau, vorzutreten,
sich des Objekts ihrer Begierde zu bedienen. Sie griff zielstrebig
nach einem Säckchen mit Rubinen.
Sie ging, es erschien ein neuer Sack
der dem ersten im Aussehen nichts gab.
Doch der nächste an der Reih griff daran vorbei
zu einem Schlangenstab. Mathis war verwirrt
“Warum schaufelt er sich selbst sein Grab?” Es blieb keine Zeit, zu erklären, dass er irrt, dass er das Gegenteil bewirkt,
denn schon kam die Nächste.
Stumm wartet er auf ihre Wahl, wartet gespannt,
doch
stattdessen
ergreifen ihre Finger seine zitternde Hand. Sie spricht:
“Wahre Freiheit gibt es nicht,
denn leben wir Menschen ohne Pflicht, zeigen wir bald unser wahres Gesicht. Frei ist, wenn wir alle das Glück haben, uns an unsre Träume zu wagen.
Ein Leben zu leben,
dass wir für nichts hergeben.
Freiheit wäre, wenn alle siegen,
denn Freiheit wäre der ewige Frieden”

Und dann ist er allein,
weint
bis ein Letzter erscheint
mit Kapuze im Gesicht.
“Wie denn nun Freiheit?”, fragt er verzweifelt, im Gebet, “Weißt du, wie man Freiheit lebt?”
Der Fremde sitzt da, geniert, und Mathis ist frustriert.
Er stockt
geschockt
der Fremde hat
die Kapuze vom Kopf gezogen und vor ihm steht
er selbst
als kleiner Junge.
Mathis tritt näher, gespannt sieht sich
zum ersten Mal seit langem wieder ins Gesicht.
Sieht den gestressten Mann, der sein Lächeln verloren hat und da versteht er,
dass er zwar frei sein kann, aber sich erst finden muss, er selbst sein,
um frei zu bleiben
und schon geht er den ersten Schritt: Er lächelt sein Spiegelbild an.
Dann wacht er auf, aus diesem Traum, sieht in den kahlen Raum
und beginnt, dieses Gedicht zu schreiben und kommt er an einem Spiegel vorbei, dann sieht er sich
direkt ins Gesicht
und sieht, was schon so lange da, ihm aber verborgen war;
die Dinge, die er an sich mag
und fühlt sich dabei fast immer gleich:
Frei

Kommentare

  1. Von Elke Korbel am

    Mir gefällt das Gedicht “Frei” am besten.

  2. Von Thomas am

    Welch schönes Gedicht.

  3. Von Constanze am

    Ein beeindruckender Text!

  4. Von Willi am

    WOW!
    Ein Gedicht mit einer Geschichte zu verpacken, ist super schwierig! Ich weiß es aus eigener Erfahrung!
    Großes Lob! Du hast das einfach super gemacht!

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