Freiheit oder Tot

**Szene 1**

(In einem stark vermüllten, sehr dunklen Raum sitzt ein gepflegtes Mädchen auf dem Boden.)

Unbekannt: Wenn ihr mich hier so seht, würdet ihr denken, dass es so in meinen vier Wänden aussieht? Nein? Ich auch nicht. Doch jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie es dazu kommen kann oder wie ihr euch schützen könnt. HAHA, aber glaubt mir, es kann jedem passieren…dir…dir und sogar dir (zeigt auf Zuschauer).

(Kurze Pause)

Warum guckt ihr denn jetzt so verängstigt? Habe ich etwas falsch gemacht? Ich hoffe nicht, verzeiht mir.

(schaut traurig und holt Luft)

Ich frage mich, ob es überhaupt richtig ist, dass ich noch hier bin…(holt tief Luft). Denn ich bin so alleine, ich habe niemanden mehr. Draußen tue ich so, als wäre mein Leben „normal“, doch es ist alles andere als normal. Der Auslöser von all dem ist eine lange Geschichte, die wollt ihr bestimmt nicht hören, oder? (schaut neugierig ins Publikum) Ach so, übrigens, mein Name ist Olivia.

**Szene 2**

(Sie setzt sich auf ihr vollgemülltes Bett.)

Olivia (konzentriert): Es fing alles damit an, dass mein Vater mich und meine Mutter verließ. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Das machte meine Mutter so kaputt, dass sie Angst hatte, mich zu verlieren. Von da an ließ sie mich nicht mehr raus. Ich durfte gerade noch so zur Schule, sie hat mir meine Freiheit genommen. Und das merke ich bis heute noch. Ihre Verlustängste wurden krankhaft, so dass sie mich nicht mal mehr zur Schule gehen ließ. Ich fühlte mich, als würde meine eigene Mutter mich hassen, und das ist ein Gefühl, das ich niemandem wünsche…(schluckt, schaut traurig)

An einem Tag kam sie in mein Zimmer, als ich in ihre Augen schaute, erkannte ich sie nicht mehr. Ihr Blick war voller Wut, sie versuchte mich umzubringen. Wie ihr seht, konnte ich mich retten, dabei brachte ich sie um. (kämpft mit den Tränen) Aber ich wollte es doch nicht… Ich musste mich retten. Ich habe es so aussehen lassen, als hätte sie Selbstmord begangen. Seitdem bin ich alleine, sie raubte mir nicht nur meine Freiheit, sondern auch meine Emotionen. Ich bin äußerlich frei, doch innerlich gefangen wie ein Sträfling.

Egal, wie sehr ich es versuche, ich schaue in den Spiegel und sehe ein Mädchen, das auf der Suche nach sich selbst war, doch ihre eigene Mutter nahm ihr diese Gelegenheit.

Warum schaut ihr so verstört? Denkt ihr, diese Geschichte macht jetzt einen anderen Menschen aus mir? Wir alle in diesem Raum sind nur Menschen, also hört auf, mich so anzuschauen.

(kurze Pause, schreit)

ICH SAGTE, HÖRT AUF, MICH SO ANZUSCHAUEN!

(Die Szene wechselt, Olivia öffnet ihre Augen. Sie befindet sich in einem hellen, freundlichen Raum. Eine Therapeutin sitzt ihr gegenüber.)

Therapeutin: Olivia, du hast wieder intensiv über deine Vergangenheit gesprochen. Es ist wichtig, dass wir daran arbeiten.

Olivia (verwirrt und langsam): Es… es war nur ein Traum?

Therapeutin:Ja, lass uns weiter daran arbeiten, damit du wirklich frei wirst, innen und außen.

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