Ich, frei … zu deinen Gunsten?
(FIGUREN: Grüner Grashalm (frisch gemäht), Roter Rasenmäher (neu gekauft))
GRÜNER GRASHALM: Ich wünschte, ich wäre ein Reitgrashalm.
ROTER RASENMÄHER: Nun, viele wünschten, sie wären vieles. Vieles, was sie nicht sind.
GRÜNER GRASHALM: Meine Härchen würden im Winde weh’n.
ROTER RASENMÄHER: Oh ja, das würden sie.
GRÜNER GRASHALM: Mein Gefühl so stolz, wie ein Kapitän, auf hohen Seen.
ROTER RASENMÄHER: Mutig.
GRÜNER GRASHALM: Die Zeit würde schnell vergeh’n. Mein tiefer Atem würde angenehmer geh’n. Meinen Lungen entgeh’n, nicht unbequem.
ROTER RASENMÄHER: Schöne Vorstellung …
GRÜNER GRASHALM: Meine Seele würde fliegen, dem Winde folgen, erleben, wieder zurückkommen.
ROTER RASENMÄHER (zu sich selbst): Zu mir kommen.
(Der Grashalm versteht nicht, fährt fort.)
GRÜNER GRASHALM: Mein Blick würde in die Weite reichen, höher sein, mehr seh’n, die Welt seh’n und sie mir verdreh’n. Ich würde mich in die Welt hinaus trau’n. Nicht mehr versteckt, aber unverdeckt, aufgeweckt und gen Himmel erstreckt. Weiter geh’n. Freier seh’n.
ROTER RASENMÄHER (grinst hinterlistig, wieder zu sich selbst): Mich kommen seh’n.
(Der Grashalm versteht nicht, fährt fort.)
GRÜNER GRASHALM: Ich wünschte, ich wäre so frei wie in meinen Fantasien. Ich wünschte, ich wäre so mutig wie in meinen Fantasien. Ich wünschte bloß, ich wäre so stark wie meine Fantasien.
ROTER RASENMÄHER: Das wünschte ich auch …
(Der Grashalm hält inne, um das Gesagte zu verarbeiten. Wird skeptisch.)
GRÜNER GRASHALM: Zu deinen Gunsten?
ROTER RASENMÄHER (lügt offensichtlich): Oh nein! Nein! (rollt vorbei, in fantasievollen Gedanken.)