Meeresbrisen atmen
[Nacht. Rosa und Alba laufen am Strand entlang, Händchen haltend.]
ROSA: Diese Vermieterin scheint mir echt nett zu sein. Also sie klang jedenfalls nett am Telefon. Hab‘ mit ihr eine Wohnungsbesichtigung vereinbart. Montag um halb sieben. Dann musst du dich auch nicht so hetzen.
ALBA: Danke.
ROSA: Nichts zu danken, du kümmerst dich doch hauptsächlich ums Geld. Meine Brotverdienerin.
[sie boxt ALBA sanft mit dem Ellbogen in die Seite und kichert]
ROSA: Wir sind einfach so ein 50er Jahre Paar. Du, der beziehungsweise *die* hartarbeitende Angestellte und ich die fleißige Hausfrau, die sehnsüchtig mit dem Essen auf ihre Geliebte wartet!
[sie lacht, aber verstummt, als ALBA nicht mitlacht]
ROSA: Was ist?
ALBA: Was?
ROSA: Du hast nicht gelacht. Du grübelst.
ALBA: Ich grüble nicht, ich denk‘ nur nach.
ROSA: Deine rechte Augenbraue ist dann immer ein Stück tiefer als die linke.
[ALBA hebt besagte Augenbraue und antwortet knapp]
ALBA: Aha.
ROSA: Also?
ALBA: Nichts. „Ich denke, also bin ich“. Reicht das?
ROSA [schüttelt lachend den Kopf]: Maaan, jetzt sag schon!
ALBA [bleibt stehen und blickt hinaus aufs Meer]: Wär’s jetzt hell würden wir hier nicht stehen. Jedenfalls nicht so. [sie hebt Rosas und ihre ineinandergreifenden Hände]
ROSA: Aber wir stehen jetzt hier. Das hier reicht mir. [sie schmiegt sich an ALBA, die ihren Kopf auf ROSAs legt]
ROSA: Jedenfalls für den Moment. Und wenn wir die Wohnung kriegen, haben wir noch ein Stück mehr davon.
ALBA: Tut mir immer noch Leid mit deinen Eltern…
ROSA: Das muss es nicht. Ich bin das durchgegangen mit denen, rauf und runter. Wenn sie mich nicht akzeptieren wollen, haben sie kein Anrecht darauf, in meinem Leben noch weiter herumzupfuschen.
ALBA: [beißt sich frustriert auf die Unterlippe, antwortet dann] Trotzdem.
ROSA: [flüsternd] Freiheit hat ihren Preis.
ALBA: [drückt ROSA fester an sich] Das sollte sie nicht.
ROSA: Ich weiß.