Wanderweg

Und wohin wanderst du? Ich blicke auf und sah einen Weg. Einen Weg, der sich nach oben erstreckte und in dem viel Bewegung steckte. Ich erblickte Menschen, Menschen die diesen Weg hoch liefen und sich vertieften. Vertieften in Gespräche, Blicke oder einfach in sich selbst. Es war schön dies zu beobachten und ich entdeckte in mir das Verlangen nach Aufwachen. Ich wollte selbst diesen Weg gehen und deshalb stand mir das Gefühl so nah aufzubrechen, mich fortzubewegen um selbst diesen Weg anzubrechen. Ich war fokussiert, fokussiert auf diesen Weg und sah in diesem Weg irgendwie ein Ziel, welches mir definitiv in die Augen fiel.
Völlig entschlossen stand mein Vorhaben fest, sodass ich mir das Schild am Wegesrand mit der Aufschrift „Wanderweg“ zu Herzen nahm und darin irgendwie eine Aufgabe sah. Ich bewunderte diesen Wanderweg, da er mir Facetten aufzeigte, denen ich mich zuneigte. Doch dann bemerkte ich: Rechts neben dem Schild war ein anderer Weg, von dem plötzlich Menschen kamen und diesen Weg auf sich nahmen. Ich könnte das Schild und dessen Aufschrift nun hinterfragen, denn schließlich wird nur im Singular dieser Wanderweg dort beschrieben und es ist somit schwer dies herauszukriegen. Doch was ist, wenn die Tatsache besteht, dass der Weg sich vielleicht dreht. Ich könnte somit annehmen, dass ich beide Wege gehen kann und vielleicht habe ich dabei Glück und kehre einfach wieder zurück. Aber vielleicht will ich dies auch gar nicht und die Wege führen zusammen, dann wäre es ja prinzipiell egal, welchen Weg ich gehe und was ich dahinter sehe. Fakt ist jedoch, dass ich es nicht genau weiß. Eben noch so selbstsicher über den Antritt des einzelnen Weges gesprochen und nach Entdeckung des zweiten Weges ist eine Unsicherheit in mir ausgebrochen. Ich sollte mich einfach trauen, trauen einen Weg anzubrechen und versuchen diesen zu gehen. Ganz egal was ich dahinter sehe und ob es mir direkt gelingt und mir eine Erkenntnis bringt. Ich sollte mich meinen Ängsten stellen, um mich selbst zu erhellen und mich dabei nicht zu verstellen. Und so entschloss ich mich zu gehen. Einfach loszugehen. Einen Weg zu probieren und mit der Hoffnung zu leben, dass wenn es mir nicht gelingt ich zurückkehren kann, mich besinne und versuche auf einen anderen Weg zurückzugreifen, um letztlich meinen eigenen Weg ganz neu zu begreifen und darin selbst zu reifen.

Kommentare

  1. Von Norbert Lopatta am

    Ein wunderbarer Text, der aus der Seele spricht und emotional bindet. Aus dem wahren Leben! Danke

  2. Von tapsilola am

    Sehr schön geschrieben. Aufbruch ist immer notwendig, sonst erstarrt der Mensch. Und mit jedem Schritt, überwindet man die eigene Unsicherheit und Angst. Wünsche dir viel Mut. Und Segen für deine Wege. Alles Liebe

  3. Von Bettina Wilke am

    Ein sehr schöner Text.

  4. Von JockelePuff am

    Was war das denn? Ein Minidrama für ein 18- jähriges Mädel ohne Lebenserfahrung?

  5. Von Frank W. am

    Ja, das Leben stellt einen oft vor Herausforderungen, bei denen man hin und wieder nicht weiß, welche Entscheidung die Richtige ist. Aber im Nachhinein ist man oft klüger und sich für eine Sache zu entscheiden ist oft besser, als zu verharren.

  6. Von Luisa W. am

    Ein unglaublich schöner und tiefgründiger Text! Gedanken, die der Leser nachvollziehen kann, die man mitfühlt und die zum Weiterlesen anregen. Vielen Dank dafür.

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